02.08.16 Seetag, aber
richtig
04:25 – 23:41 heute sehen wir
nicht den Sonnenuntergang!
Um die Zeit wäre das Wetter
immer so schön und stabil wie jetzt, sagen sie. Später, wenn sie wieder zurückfahren, wird
es schon unbeständiger.
Jemand durfte gestern die
Kabine wechseln. Bei der ersten vorne war die Toilette übergelaufen. Das stinkt
natürlich. Sie bekamen (mit „Trinkgeldhilfe“) eine Kabine auf Deck 6 und sind
dorthin umgezogen. Dann wurde die Kabine mit einem Chlorreiniger nass gereinigt,
so dass der gesamte Gang nach Chlor
stank, danach konnten wir heute den Entfeuchter brummen hören.
Heute ist reiner Seetag mit
fast nichts an Programm. Also, eigentlich doch ein paar Dinge, aber verglichen
mit einem anderen Schiff…. Kein Sport oder so, nur zwei Termine bezüglich
Nautik und Schiff für die Jugendlichen. Die anderen kommen gleich im
Tagesablauf.
Frühstück beginnt erst um 8,
Ausschlafen ist angesetzt.
Das Meer ist heute wieder
gebügelt. Das Land kann man rechts nur ahnen. Ca. um 6 Uhr heute Morgen haben
wir den Polarkreis überquert.
Während Frühstück wurde schon
unsere Kabine gemacht, weil ich das Schild drangehängt hatte. Sehr gut, denn
dann kann ich jetzt mal was schaffen und Berichte eintippen, bin im Verzug.
Wir haben einen neuen
Duschvorhang bekommen, kariert. Nicht so schön wie der alte, und links evtl. zu
kurz.
Zuerst sind wir mal raus,
Luft schnappen und Brücke besuchen. Gleich als wir hoch kommen, ist ein Seehund
vor dem Schiff schön nah zu sehen.
Es sind nur 2-3 Leute dort
aktiv, irgendwie sind die beiden vorne meistens da, wenn wir kommen, einer
steht am Radar und sagt dem anderen immer: 10° nach rechts, oder 10° nach
links. Er hat gelbe Punkte auf seinem Schirm, aber wir sehen draußen gar
nichts. Er selbst auch nicht und wundert sich. Jetzt vielleicht doch die
besprochenen russischen U-Boote ;-)?
Jedenfalls sind die zwei voll beschäftigt. Es könnten ja kleine Eisberge sein, die man
wegen dem Nebel nicht voraus sieht.
Der Nebel hebt sich etwas,
die Sonne kann man nur ahnen.
Um 9:30 Uhr kommt die
Durchsage, dass man doch in die Lounge auf 4 kommen soll, „wir haben da etwas
für Sie vorbereitet“. Aha. Wir bleiben mal alleine mit den zwei Fahrern auf der
Brücke. Und fahren dann ohne Umweg von 7 auf 3 runter.
Hinterher stank es dort eklig
nach Fisch. Eis in den Pulli gab es wohl nicht, war ja innen, aber es gab Wal
und Stockfisch und sowas zum Probieren. Sowas, was wie ranzig schmeckt, sagte
jemand.
Vortrag über Grönland heute,
Teil 2 um 11:15, eigentlich eine Std.
1979 waren sie teilweise
unabhängig, 2009 etwas mehr, aber wenn sie ganz unabhängig würden, dann würden
sie keine finanzielle Unterstützung mehr kriegen, die sie aber nötig brauchen.
Zwei Drittel der Leute sind irgendwie beim Staat oder staatlichen Unternehmen angestellt.
Sie hatten eine Frau als Chefin bis 2014, über jetzt aktuell hat er nichts gesagt.
Das Eis schmilzt schneller
als jemals, ihre Durchschnittstemperatur ist um 4° gestiegen, bei uns nur 1,5.
Die Flüsse unten drunter helfen auch noch beim Abrutschen der Gletscher, und
anscheinend haben sie noch einen neuen Einfluss von warmem Wasser oder aus dem
Erdmantel von Island her entdeckt, der mit verantwortlich ist. Der große
Gletscher bei Ilulissat rutscht 46 m pro Tag. Früher war das pro Jahr.
Der Vortrag war wieder
anstrengend. Fertig wurde er erst um halb
1 zum Mittagessen, nahtloser Übergang. Dann Schläfchen bzw. nicht Schläfchen,
weiter Nuuk eintippen.
Man hört Bauarbeiten am
Schiff, vorne wird irgendwo Metall geschnitten, es riecht auch wie in einer
Schlosserei, an manchen Stellen wird draußen gepinselt, irgendwo gehämmert.
Beim englischen Vortrag habe
ich auch noch vorbeigeschaut, ist auch etwas frustrierend, nee danke.
In der Lounge niedergelassen,
vielleicht mal ein Stück lesen?, einen Tee gemacht, dann kam eine Durchsage,
dass ein großer Eisberg voraus ist. Man muss dem Volk ja was bieten, gelle? Man
hat noch 10 Minuten, um Jacke und Foto zu holen. Gute Planung. Tee wurde kalt.
Rauf auf die Nok, da ziehts
nicht an die Beine. Wirklich ein großer, auf dem Radar sah er so groß aus wie
unser Schiff. Der kommt aus der Discobucht vom Eisfjord. Und jetzt müsst ihr Eisberg von allen Seiten angucken:
heute irgendwie undefinierbar |
links ist ein kleiner schwarzer Punkt, ein Seehund |
Eine Robbe war davor, die ein bisschen auf- und abgetaucht ist. Der Kapitän hatte wieder Lust, das Teil einmal zu umkreisen, damit wir ihn von allen Seiten bewundern können. Er selbst fotografiert dann auch. Irgendwann habe ich bemerkt, dass er hinter mir stand und von dort draußen steuerte.
Wir sind jetzt vor der Diskobucht. |
was los auf der Brücke! |
Nachdem ich jemandem das
bisschen, was ich auf der Brücke lesen und deuten kann, erklärt habe, und er
davon sogar beeindruckt war, sind wir wieder runter, was trinken und Kuchen
essen. (Ich hätte wieder mal riesig Lust auf Obst, aber keine Äpfel und andere Allergene),
dann war wieder ein Wal unterwegs, alles hechtet nach links. Wieder fahren wir
einen schönen Kreis drum herum, oder sogar zwei. See ist glatt wie Seide!
Der war weit weg, glänzt irgendwie in der Sonne.
Unsere Route morgen, von oben rot nach unten blau und weiter nach Süden.
Um 17 Uhr bin ich mal zu Anne
Dorthe, Grönlandisch lernen. Jetzt sind wir so perfekt wie bei Arabisch. Das
ist vielleicht was Seltsames!
Das letzte konnte sich jeder merken :-) |
18 Uhr ist Porttalk über
Ummannaq, für morgen.
1300 Einwohner, Kirche, altes
Haus, Supermarkt mit wenig Inhalt, Hunde nicht anfassen, sind keine Haustiere;
wenn kein Nebel ist, gibt es eine bergauf-Wanderung zum Weihnachtsmannhaus
(noch eins, aber nicht so ein schönes) mit Aussicht, nur für Geübte. Nördlich
vom Polarkreis sind keine Hunde außer Schlittenhunden und Polizeihunden
erlaubt. Das wussten wir noch nicht!
Jetzt kann ich den Rest von
gestern aufschreiben. Dann übertragen wir noch die Fotos der letzten 4 Tage.
Es kam eine Urkunde wegen der
Überquerung des Polarkreises und ein Zettel, auf dem man das Trinkgeld abändern
oder anpassen kann, wie man will. Wenn man nix macht, belasten sie 13 $ für den
Hotelservice und 4 $ für das Expeditionsteam pro Tag. Hm, ganz schön happig!
Aufteilen auf einzelne kann man es nicht, nur gesamt ändern, also nicht die
Kellner bedenken und die im Untergrund weglassen. Das ist gerechterweise nicht
vorgesehen.
Draußen ist es nicht mehr
ganz glatt. Wir kriegen wieder den Aussichtstisch auf Deck 4. Hinten fängt die
Disco-Insel an, aber es hängen die Wolken tief. Dann zieht es sich langsam zu
und nach einer Stunde fahren wir im dichten Nebel spazieren. Eigentlich war
heute Abend gar kein Programmpunkt mehr auf dem Plan außer Snack um 10, aber
jetzt haben sie per Durchsage um 9 Uhr ein Bingo eingeschoben „worauf Sie doch
schon so lange gewartet haben!“ mit sehr ironischem Unterton. Denn Wale suchen ist heute Abend nicht mehr, eigentlich
hatten wir spazieren gucken als Programmpunkt vor.
Wir schwänzen aber auch das
Bingo (was geht’s uns gut, kein Stress!), gehen nochmal hoch und testen den
Cocktail des Tages. Immer für 5,-. Grönlandbücher angeguckt, Hans ist Hans
Joachim Kürtz aus Kiel, früher Journalist für Skandinavien-Themen beim ZDF, Jahrgang 33, also schon 83.
Dort oben war es saukalt. Valerii von der Bar hat sofort, als wir uns beschwert haben, irgendwo angerufen und
Bescheid gesagt, aber es hat sich in der Zeit dort nichts daran geändert. Der
Alkohol hat die innere Wärme etwas erhöht ;-).
Vorne fing ein Gespräch mit
Sabine an über einen Fotografen, der Leute für einen Bericht fotografiert, aber
das heimlich tut. Es geht um einen Bericht in einer Reykjaviker Zeitung. Dann
verdient er ja damit auch noch Geld, mit unseren Bildern. Er hätte um Erlaubnis
fragen müssen. Das wird besprochen werden, denn jemand regt sich fürchterlich
darüber auf.
Und immer wenn das Gespräch
auf größere Schiffe kommt: Manche Menschen sind absolut ignorant. Festgefahrene
Weltanschauung.
Sabine war letztens auch mal
kurz bei Hurtigrute als Reiseleiterin.
Die Verkaufsleiterin von Icelandprocruises
aus Reykjavik ist an Bord, mit ihrer Familie. Das finde ich mal gut. Und Lehrer
gibt es bei den Passagieren auch prozentual viele.
Ich bin überhaupt nicht müde!
Noch nicht mal nach Lesen um halb 12. Aber jetzt wird mal geschlafen. Dunkel
ist es schon lange nicht mehr gewesen.
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